…das bedeutet nicht, zu lernen wie man Krieg führt, sondern vielmehr wie man einen solchen vermeidet. Dies ist ein Weg zu sich selbst, über die eigenen Widerstände und Blockaden, hin zum Mut der in Jedem schlummert.
Kalarippayat ist eine von den Kriegern Keralas (Südindien), über Jahrhunderte von Generation zu Generation lebendig überlieferte Kampfkunst. Ein Meister der Kampfkunst war immer auch Heiler und Medizinmann. So konnte Kalarippayat, kurz ‘Kalari’, sowohl als Kampf- wie auch als Heilkunst bis heute überdauern ohne alt zu werden.
Die Kampfkunst Kalarippayat bietet grundlegende Konzepte, um das Potential junger Menschen aufzudecken und fruchtbar zu machen (für Erwachsene gleichermaßen).
So kann Selbstvertrauen entstehen und das eigene Potential erkannt werden.
Kalarippayat fördert das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstbestimmung.
Die körperlichen Attribute, die durch das regelmäßige Kalarippayat-Training herausgearbeitet werden, sind Ausdauer, Beweglichkeit, Wendigkeit, ein gesteigertes Reaktionsvermögen, eine Stärkung des Herz-Kreislaufsystems, Entspanntheit und die Fähigkeit zur vollen Körperspannung. Diese Körperlichkeiten wirken sich genauso auf die mentale Ebene aus. So sieht man im Kalari die körperlichen Fähigkeiten als Anlagen und Möglichkeiten das geistige Potential zu entfalten.
Jede/r Schüler/in ist Mensch und wird als Persönlichkeit wahrgenommen der ein individuelles Potential inne wohnt. Kalarippayat bietet gerade deswegen keine Gürtel, Zertifikate, Grade (Dan), oder andere Auszeichnungen um kein persönliches Potential zu verschenken, im Übungsraum sind daher alle gleich, d.h. ohne Erkennungsmerkmale einer Skala, die an bestimmte Fertigkeiten geknüpft ist.
Die Bewegungskunst basiert auf dem Spiraldynamischen Prinzip der Natur, welches eine starke Basis (auf den Körper bezogen, Füße und Beine) nutzt, um sich dann himmelwärts aufstrebend, flexibel zu bewegen. Der Basis liegen die geometrischen Grundformen wie Quadrat, Kreis, Dreieck und Linie als Bewegungsmuster zu Grunde, während der Oberkörper wellenförmig im Auf und Absich in alle Richtungen bewegt, immer einem Fokuspunkt folgend. Der Fokus ist in der Außenwelt festgelegt und befindet sich mal an einer reglosen Wand, oder aber in den Augen des Trainingspartners.
Die Körperformen verbinden die Grundattribute verschiedener Tiere in Bewegungsabläufen so miteinander, dass sie sich als Qualitäten auf den Anwender/Schüler positiv auswirken. So z.B. steht der Elefant für Standfestigkeit und schult diese in einer Haltung, welche den Körperschwerpunkt tief hält, und breit stehend die Beine kräftigt. Auf diese Weise arbeitet man im Kalarippayat mit 8 Grundtieren, die in den Formen in Auftreten und Häufigkeit variieren, immer den ganzen Körper beanspruchen und so Flexibilität, Spannkraft, Ausdauer und Kraft mit einem positiven Effekt auf alle Organe schulen.
Das Training der Körperformen eignet sich besonders gut als Gruppentraining, da das synchrone Laufen einer Form eine enorme, für alle spürbare Energie entfaltet.
Partnerformen gibt es mit und ohne Waffen. Jeder Form liegt eine abgesprochene und dann einstudierte Choreographie zu Grunde. Partnerformen schulen das Gefühl für Kontaktkraft, Distanz, Rhythmus und Schnelligkeit. Die Waffe stellt in der Partnerform eine Erweiterung des Körpers dar. Im Training mit jungen Menschen werden ausschließlich kurze und lange Holz-Stöcke verwendet. Die spezifische Eigenschaft einer Waffe bringt auch ein jeweiliges Bewegungsspektrum mit sich: der Langstock erfordert große Bewegungen, die auch eine längere Reaktionszeit erlauben, der Kurzstock hingegen traininert Schnelligkeit und Präzision. Die Handhabung eines Gegenstandes, in diesem Fall der Waffe, kann somit körperliche Defizite ausgleichen, aber auch ein „sich Unterordnen und Anpassen“ bedeuten, wenn der Bewegungsspielraum eingeschränkt wird.
Jede Waffe dient auch der Schulung körperlich-geistiger Fähigkeiten. Der Langstock bspw., gemessen an der eigenen Körpergröße, verlängert zum einem die Reichweite, schult aber ganz besonders das periphere Sehen. So wird die Wahrnehmung in einem 180-Grad-Sichtfeld geschult und fördert im wörtlichen, wie im übertragenen Sinn die Umsicht im Raum und mit den Mitmenschen.
Das Üben mit einem Partner in einer abgesprochenen Form lässt Reaktionsspiele zu und trainiert die Aufmerksamkeit für das Gegenüber.
Kalarippayat ist Kampfkunst und Heilkunst, es diente in Kerala, Indien, seit seiner Systematisierung dazu, den Menschen zu stärken und entsprechend seines Potentials zu fördern und zu schulen. Die Gesundheit war und ist oberstes Gebot und enorm erstrebenswert. So entwickelte sich die Heilkunst parallel mit dem Ayurveda und verband sich tief mit dieser Wissenschaft. Ein Praktizierender des Kalarippayat kommt irgendwann automatisch über im Alltag zugezogene Verletzung, oder Krankheit in Verbindung mit diesem alten Wissen.
Der Umgang mit dem eigenen Körper bei Verletzung oder Krankheit sensibilisiert das Bewusstsein für den eigenen wie auch für den des Anderen. Beispielsweise werden in einem Partnertraining im Kontakt die Unterarme konditioniert um die Unempfindlichkeit gegenüber diesem Gefühl zu steigern, also die Schmerztoleranz zu erhöhen (natürlich spielerisch!). Nach einem solchen Training wird dann üblicherweise untereinander durch Anleitung des Lehrers eine Armmassage mit Öl verabreicht. Auch das führt den Schüler zu einer sensiblen Wahrnehmung des Trainingspartners und seiner Selbst.
So vereint Kalarippayat immer wieder vermeintlich Gegensätzliches, wie Kampf und Heilung, wodurch ein ganzheitliches Menschenbild erfahrbar wird, welches dem Einzelnen ermöglicht Konsequenzen zu begreifen, aber auch Möglichkeiten zu erkennen und umzusetzen.
Wir haben diese Kampfkunst in Indien in ihrer Tiefe und Ganzheitlichkeit kennengelernt und im stetigen Training gefestigt, so dass wir heute im Stande sind mit allen Aspekten zu arbeiten. Wir sind fähig die Kampfkunst für alle Stufen zu unterrichten, und die Heilkunst dort anzu-wenden wo Verspannungen und Blockaden das Körperempfinden behindern.
Wir freuen uns auf einen vielfältigen Austausch in Form von Unterrichten, und bieten gerne auch unsere therapeutischen Fähigkeiten in Form von Massagen an.
„it’s the physical skill which gives the mental skill“
Struktur
→ In Kerala werden traditionell Kinder ab 7 Jahren unterrichtet. Der Unterricht findet dort in offenen Gruppen ohne Altersabstufung statt. Es macht aber Sinn, bei ausreichender Gruppenstärke eine Einteilung nach Alterstufen vorzunehmen:
7 bis einschließlich 10 Jahre,
11 bis 15,
15 bis 18,
ab 18
→ eine Unterrichtseinheit kann 60 bis 90 Minuten dauern
→ bei regelmäßigem Training mindestens einmal wöchentlich können schnell eigene Veränderungen und Fortschritte erfahren werden
→ Kalari eignet sich aber auch zum Unterricht in Workshopform